Im 14-tägigen Rhythmus fand immer am Dienstagnachmittag das Projekt Töpfern statt. Eine Gruppe von 5 Kindern im Grundschulalter konnten jeweils teilnehmen. Den Kindern, bedingt durch die aktuelle Wohnsituation, fehlt es an Möglichkeiten, sich z. B. ungestört mit Freunden zu treffen. Intensives Spielen oder sich alleine beschäftigen fällt oft schwer. Ein Freizeitangebot außerhalb des Frauenhauses ist für die Familien oft nicht händelbar. Daher sind unsere Kreativprojekte für diese Kinder so wichtig.
Schon die gemeinsame Fahrt zum Atelier ist für die Kinder etwas Besonderes, es wird erzählt, es werden Fragen gestellt, Erlebnisse mit den anderen Kindern geteilt. Sie freuen sich jedes Mal aufs Neue, in das vorbereitete Atelier zu kommen und gleich mit dem Tonen starten zu können. Nach zwei oder drei gemeinsamen Terminen haben die Kinder oft eine konkrete Idee entwickelt, die sie umsetzten möchten.
Das Atelier bietet den Kindern eine Möglichkeit, sich intensiv mit dem Material auseinanderzusetzen. Der Ton ist etwas konkretes, ein plastisches Material, das man formen kann. Die Hände „begreifen“ das Geformte, es bleibt stehen, ist stark, stabil, steht gerade – oder auch nicht, der Ton ist auch weich und entgegenkommend. Der Ton hält aus, wenn Kraft und Wut ausgelassen werden und immer wieder von Neuem verändert wird.
Aber es entstehen auch leise und ruhige kleine Momente, in denen vorsichtig in zwei Händen geformt Figuren entstehen. Das Arbeiten mit Ton ist unmittelbar und sieht keine Hilfsmittel vor. Die Kinder lernen nur aus sich selbst zu schöpfen und ihre Impulse umzusetzen. Sie erhalten die Erkenntnis, dass sie nichts weiter zu brauchen als eine Idee. Die Erfahrung, nur sich selbst zu brauchen, um sich zu beschäftigen, beruhigt die zu Beginn aufgeregten Kinder zunehmend und sie lernen den Ton für sich und ihre Fantasie zu nutzen.
Zu Beginn der Stunde wird noch viel erzählt, Fragen gestellt. Mit zunehmender Konzentration werden die Kinder immer ruhiger und bemerken oft gar nicht, dass sie sich schon über eine Stunde mit ihrem Werk beschäftigt haben. Auf die selbst gestalten Werke sind die Kinder besonders stolz. „Das habe ich ganz allein gemacht“, eine Aussage eines Kindes mit einem stolzen Lächeln. Nach dem Gestalten findet immer das gemeinsame Aufräumen statt, die Kinder erledigen diese Aufgabe selbstverständlich. Viel Geduld brauchen die Kinder, bis sie ihr Kunstwerk gebrannt bekommen, der Trocknungsprozess und das Brennen dauert einige Tage. Oft werde ich täglich angesprochen, ob der Brand schon fertig ist.
Das Projekt hat sich zu einem gefragten und festen Angebot entwickelt, welches den Kindern einen großen Erfahrungs- und Erlebnisschatz außerhalb des Frauenhauses bietet.